Respinow

Die mittel- und langfristigen Auswirkungen nicht-pharmazeutischer Interventionen (NPIs), die während der COVID-19-Pandemie eingesetzt wurden, auf Atemwegsinfektionen wie das Respiratorische Synzytial-Virus, Influenza und Pneumokokken-Erkrankungen sind nach wie vor kaum erforscht. Sie spielen aber eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der totalen Krankheitslast nach NPIs.

Unser Ziel ist es, ein integriertes Modell zur Simulation der Übertragung verschiedener Atemwegsinfektionen und der kollateralen Auswirkungen von NPIs auf deren mittel- und langfristige Krankheitslast zu entwickeln.

Spezifische Ziele sind aufgeteilt in verschiedene Teilprojekte von RESPINOW.

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Forscher untersuchen auch Vorpommern auf Antikörper

Von Ralph Sommer

Immer mehr Menschen werden gegen das neuartige Corona-Virus deutschlandweit geimpft. Aber wie lange hält diese Impfung eigentlich an? In Wolgast startete das Helmholtz-Forschungszentrum jetzt eine große Antikörperstudie. Dafür werden insgesamt 8000 freiwillige Probanden eingeladen.

Wolgast. Im Postel-Hotel in Wolgast sollen in den nächsten Wochen möglichst viele Einwohner aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald auf das Vorhandensein von Antikörpern untersucht werden. Dafür startete das Helmholtzzentrum für Infektionsforschung mit Sitz in Braunschweig am Mittwoch eine entsprechende Studie. „Wir haben dafür insgesamt
8000 Probanden eingeladen, die per Zufallprinzip von den Einwohnermeldeämtern entsprechend der vorherrschenden Altersstruktur ausgewählt wurden, sagt der Braunschweiger Epidemiologie-Professor Gérard Krause.

„Wir wollen auf der Basis von Antikörpern nachweisen, wie sich das Corona-Virus verbreitet.“ Allein die Meldeverfahren der Gesundheitsämter würden dafür nicht ausreichen, schon allein, weil nicht jede Infektion erkannt werde. Mit dem Nachweis von Antikörpern könne dank einer neuen Technologie auch nachvollzogen werden, was in der Vergangenheit geschah. So lasse sich zum Bei- spiel nachweisen, ob sich die Antikörper infolge einer Erkrankung oder als Reaktion auf eine Corona-Schutzimpfung gebildet hätten. Auch werde erkennbar, welche Virusmutation die Bildung der Antikörper ausgelöst haben.

Nach Auskunft von Teamleiterin Angelika Rath laufen die Tests wie folgt ab: „Die Probanden werden von uns angeschrieben und gebeten, mit uns telefonisch einen Untersuchungstermin im Wolgaster Studienzentrum zu vereinbaren. Nach einem Aufklärungsgespräch wird zusammen mit den Teilnehmern ein kleiner Fragebogen ausgefüllt. Dann erfolgt eine Blutabnahme.“ Zudem würden die Teilnehmer einen etwas umfangreicheren Fragekatalog erhalten, den sie dann zu Hause in aller Ruhe ausfüllen könnten. Nach Abschluss der Untersuchungen in drei bis vier Wochen werden sie schriftlich über die persönlichen Testergebnisse informiert.

Die wissenschaftliche Interpretation werde etwas länger dauern, sagt Projekt- chef Krause, der vergleichbare Untersuchungen seit dem Herbst 2020 bereits in Reutlingen, Freiburg, Aachen, Osnabrück, Magdeburg und Chemnitz geleitet hatte und ab Juni mit einer Testreihe in Hannover die Studie abschließen will. „Für uns sind die Untersuchungen im äußersten Nordosten Deutschland besonders spannend, weil hier der Verdacht der Viruseinschleppung über die polnische Grenze besteht und inzwischen schon viele Menschen geimpft wurden.“

Die Wissenschaftler hoffen, mit der Studie vor allem Rückschlüsse ziehen zu können, wie wirksam die gegenwärtigen Impfungen mit den unterschiedlichen Vakzinen sind, wie lange die Wirkung der darauf hin gebildeten Antikörper anhält und ab wann spätestens Auffrischungsimpfungen erforderlich sein werden. Gleiches gilt für die Abwehrkräfte, die vom Körper nach einer natürlichen Infektion aktiviert wurden. Bislang geht die Forschung davon aus, dass der Schutz etwa sechs Monate verlässlich anhält.

Gérard Krause

Der Braunschweiger Professor für Epidemiologie Gérard Krause leitet die Antikörperstudie zur Verbreitung des Corona-Virus. Foto: JULIAN STRATENSCHULTE

Die Untersuchungen seien daher sehr wichtig für künftige Impfstrategien, die vermutlich schon im Herbst greifen müssten, sagt Landrat Michael Sack (CDU). Er appellierte daher an alle Einwohner, die in den nächsten Tagen eine entsprechende Einladung erhalten, möglichst teilzunehmen. Nach Angaben der Forscher müssten sich mindestens 3000 der 8000 aufgeforderten Pro- banden den Untersuchungen stellen, um zu verlässlichen Daten gelangen zu können.

Kontakt zum Autor
r.sommer@nordkurier.de

Erschienen im Nordkurier am Wochenende, Ausgabe Samstag/Sonntag, 15./16. Mai 2021

2. Runde in Aachen

In Aachen werden erneut 3.000 Probanden untersucht

Erneut haben mehrere tausend Menschen aus Aachen, Eschweiler, Stolberg, Herzogenrath und Würselen vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Einladung erhalten, freiwillig an der Corona-Antikörperstudie „MuSPAD“ teilzunehmen. Die Probeentnahmen finden vom 27. Januar bis zum 23. Februar statt. MuSPAD steht für „Multilokale und Serielle Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-Coronavirus-2 in Deutschland“. Im Herbst 2020 wurden schon mehr als 2.000 Menschen aus der StädteRegion Aachen getestet, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden.

Aus diesem Teilnehmerkreis werden jetzt – erneut nach dem Zufallsprinzip – Personen zu einer erneuten Untersuchung eingeladen. Zusätzlich werden weitere Personen angeschrieben, die an der ersten Runde nicht teilgenommen haben. Insgesamt sollen so bis zu 3.000 Personen getestet werden. Die Ergebnisse sollen zeigen, wie sich Ansteckungen und Immunstatus in der Bevölkerung im Zeitverlauf entwickelt haben. Die StädteRegion Aachen unterstützt diese Studie. „Die Ergebnisse können dazu beitragen, das Infektionsgeschehen besser einzuschätzen“ so Gesundheitsdezernent Dr. Michael Ziemons. „Antikörpertests lassen verlässliche Rückschlüsse auf bereits überstandene Covid-19-Infektionen auch dann zu, wenn sie mild oder gar asymptomatisch verlaufen sind und deswegen möglicherweise gar nicht bemerkt wurden. So bekommen wir zum Beispiel auch eine Orientierung, wie hoch die Dunkelziffer der Infektionen in der StädteRegion ist.“

Hauptziel dieser Studie ist es, den Anteil der Bevölkerung zu bestimmen, der Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut hat und somit vermutlich bereits mit dem Virus infiziert war. Außerdem werden Berichte aus verschiedenen Altersgruppen zu Symptomen einer SARS-CoV-2-Infektion analysiert. Ein weiterer Teil dieser Studie ist die Verfolgung des Infektionsgeschehens über ein Jahr sowie die mehrfache Bestimmung der Antikörper-Konzentration im Blut von tatsächlich positiv gemeldeten COVID-19-Patienten. Das soll Erkenntnisse dazu liefern, wie lange eine Person gegen das Virus immun ist. Auch Vergleiche zwischen den teilnehmenden Landkreisen werden durchgeführt.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung führt die Untersuchungen bundesweit in acht ausgewählten Städten und Kreisen durch. Die Probandinnen und Probanden werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und zur Blutabnahme ins Studienzentrum eingeladen. Vor Ort werden umfangreiche hygienische Vorkehrungen getroffen, um eine eventuelle Ansteckung mit dem neuen Coronavirus während des Besuchs zu verhindern. Sollte es nicht möglich sein, ins Studienzentrum zu kommen, zum Beispiel, weil die Person nicht mobil ist, rückt ein mobiles Team zum Hausbesuch aus. Die Labor- und Befragungsdaten werden pseudonymisiert und wissenschaftlich ausgewertet. Weitere Informationen sind online unter https://hzi-c19- antikoerperstudie.de/ zu finden.
Mit dem Einladungsschreiben zur Studienteilnahme wurde auch die Einladung zu einer Befragung des Amtes für Inklusion und Sozialplanung der StädteRegion Aachen zu sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie versendet. Es handelt sich um ein eigenständiges und von der MuSPAD-Studie unabhängiges Projekt. Wenden Sie sich bei Fragen dazu bitte direkt an das Amt für Inklusion und Sozialplanung. Informationen und Kontaktdaten sind unter www.staedteregionaachen. de/covid19-sozial2 zu finden.